DIE VERTEIDIGUNG DES TÜRKISCHEN NATIONALISMUS IN EUROPA: DIE „TÜRK YURTLARI“

Lozan Türk Yurdu (1909) Genf Türk Yurdu (1911) Neuchâtel Türk Yurdu (1912) Paris Türk Yurdu (1913) Berlin Türk Yurdu (1913) Erster Yurtçular Verein (1911) Zweiter Yurtçular Verein (1913)

A. GRÜNDUNG UND ZIEL DER „TÜRK YURTLARI“:

„SOZIALE SITUATION DES TÜRKTUMS“

Die „Türk Yurtları“, die auf Initiative türkischer Studierender in der Schweiz gegründet wurden, hatten das Ziel, den nationalen Gedanken des Türkentums mit einem sozialen Ansatz zu verbinden. In einer Eröffnungsrede des Zweiten „Yurtçular“ Vereins heißt es: „Yurtçuluk ist eine Art Ideologie, ein echter Idealismus, der die sozialen und nationalen Werte des Türkentums widerspiegelt.“ Der Begriff „Yurt“ sei kein gewöhnlicher Verein, sondern eine Ideologie, die von einem „fortschrittlichen Nationalismus und nützlichem Volksdenken“ geprägt sei und nicht in die enge Definition eines Vereins passe.

Diese Bewegung war unbestreitbar eine Ausweitung der Ideologie der „İttihat ve Terakki“ (Komitee für Einheit und Fortschritt) und der „Türk Ocağı“ ins Ausland. Die „Yurtçular“ standen in ständigem Kontakt mit den nationalistischen Gruppen in Istanbul und unterstützten den Gedanken des Turanismus. Auf Kongressen nahmen prominente Persönlichkeiten wie Hamdullah Suphi und M. Nermi Bey teil.

Die „Türk Yurtları“ wurden von jungen Menschen gegründet, die sich, wie Yusuf Akçura es ausdrückte, dem Türkentum „wie zu einer neuen Religion“ zuwandten und nach und nach eine nationale Identität entwickelten.

B. DIE ORGANISATION DER „YURTLAR“:

Die Organisation der „Yurtlar“ erfolgte in zwei Phasen. Zunächst wurden die einzelnen „Yurtlar“ gegründet, die sich dann zu einem Verband zusammenschlossen, dem „Yurtçular Verein“.

Chronologische Entwicklung:

· Lozan Türk Yurdu: Im Jahr 1909 wurde der „Osmanische Lesesaal von Lausanne“ gegründet, der Ende 1911 in „Lozan Türk Yurdu“ umbenannt wurde.

· Genf Türk Yurdu: In einer ähnlichen Entwicklung entstand der „Osmanische Lesesaal von Genf“ (15. April 1911), der am 21. Oktober 1911 zum „Genf Türk Yurdu“ wurde.

· Neuchâtel Türk Yurdu: Dieser „Yurt“ wurde am 15. Oktober 1912 gegründet, über den allerdings nur wenig bekannt ist.

· Paris und Berlin Yurtları: Beide „Yurtlar“ wurden 1913 gegründet.

C. VEREINIGUNG DER YURTLAR: YURTÇULAR VEREIN

Es gab zwei Phasen:

1. Erster Yurtçular Verein (27. Dezember 1911): Dieser Verein wurde auf Initiative des Lozan Türk Yurdu gegründet. 19 Studierende nahmen daran teil.

2. Zweiter Yurtçular Verein (28. März 1913): Mit der Zunahme an Yurtlar (Lausanne, Genf,

Neuchâtel, Paris) wurde ein neuer Verband gegründet. Das Treffen fand in der Nähe von Genf im Dorf Petit Lance statt, und Yusuf Kemal Bey wurde zum Vorsitzenden gewählt. Auch Hamdullah Suphi, der Vorsitzende des Türk Ocağı, nahm daran teil und hielt Reden.

Der Verband bekräftigte seine Unterstützung für den Turanismus und betonte die Notwendigkeit, den türkischen Nationalismus weiter zu fördern. Der Genfer Türk Yurdu wurde zum zentralen Organ des Vereins ernannt.

Die „Türk Yurtları“ dienten als „Zweigstellen“ des Türk Ocağı in Europa, indem sie verstreute türkische Studierende unter einem nationalistischen Ideal vereinten. Besonders aktiv waren sie während der „Mütareke-Zeit“, als sie Proteste gegen die Ungerechtigkeiten des Mondros-Waffenstillstands organisierten und die nationale Bewegung in Anatolien unterstützten.

D. DOKUMENTE ZU DEN TÜRK YURTLARI:

Dokument 1: Beschlüsse des Zweiten Yurtçular Vereins

1. Festlegung eines „historischen und traditionellen Zeichens“, das alle Mitglieder tragen sollen.

2. Veröffentlichung eines Leitfadens zur Ausbildung in jeder Region, in der es einen „Yurt“ gibt.

3. Wahl des „Genfer Türk Yurdu“ als Zentrale für das Jahr.

4. Der nächste Kongress des „Yurtçular“ Vereins wird im Herbst 1914 in Neuchâtel stattfinden.

5. Veröffentlichung der Aktivitäten des Vereins in Buchform.

6. Unterstützung der Übersetzung von türkischen Manuskripten in europäischen Bibliotheken.

7. Hilfe für Türken, die nach Anatolien auswandern.

8. Schaffung eines „Yurtçular Marsches“ durch Hamdullah Suphi.

9. Dankesschreiben an Halide Edip Hanım und Abdi Bey.

Die „Türk Yurtları“ wurden zu einem wichtigen Symbol für den türkischen Nationalismus im Ausland und förderten den Austausch von Ideen und die Unterstützung der nationalen Bewegung in Anatolien.

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